18.10.2018

Mein Hautausschlag war etwas besser geworden und ich dachte, na schwamm drüber wird schon werden. Nach dem Aufstehen bewegten wir uns wieder Richtung Frühstückslokal und hofften auf eine gute WonTon; leider zu Unrecht. Das bedauernde Kopfschütteln des Kochs sagte mir, dass ich wieder was Neues ausprobieren müsste. Also orderte ich spezielle weiße Teigtaschen, die mit Fleisch gefüllt waren. Der Teig hatte was von einem Germteig und das Ganze schmeckte recht gut. Gestärkt machten wir uns auf den Weg in den Olympia Park in das dort befindliche China National Convention Center CNCC um dort die IEEV die China International Energy-saving and New Energy Vehicles Exhibition oder schlicht Messe für Elektroautos zu besuchen. Auf der Messe stellten die Namhaftesten Automobilhersteller Chinas ihre neuesten Entwicklungen auf dem Sektor E-Mobilität zur Schau. Ich hätte auf mehr Vielfalt und Spezialfahrzeuge gehofft. Trotzdem war eine positive Entwicklung bemerkbar. Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis die Chinesen am heimischen Automarkt mitmischen können.

Vom Olympia Park aus fuhren wir mit der Metro direkt nach Nanluoguxiang, ein Viertel aus Hutongs mit jeder Menge Läden und Restaurants. Unser Mittaghunger führte uns in das nächste Restaurant. Als Aperitif gabs wie immer chinesisches Bier vom Feinsten. Das Essen wurde wegen mangelnder Sprachkenntnis wie üblich über Bilder ausgesucht. Günter als Chinaneuling ließ sich von der optischen Aufmachung beeindrucken und bestellte speziell hergerichtetes kaltes Brot, das aber auf den Bildern ganz anders und besonders lecker aussah. Hubert und ich hielten uns an bewährte Speisen wie Rindfleisch in geschmackvoller Sauce mit grünen Pfefferschoten und Hühnerfleisch in süßsauer Sauce mit Erdnüssen und Gemüse. Er stimmte schließlich zu, dass künftig das Essen von Hubert und mir zusammengestellt wird und wir dann alles immer gemeinsam essen. Danach waren Silberschmiede bei der Schmuckerzeugung zu beobachten. Es war faszinierend zu sehen, wie feine Strukturen mit grobem Werkzeug entstehen können.

Danach machten wir uns zum Himmelstempel auf. Dieser liegt in einem großen Park. Der wichtigste Job des Kaisers war, einmal im Jahr zu fasten und auf Sex zu verzichten und danach im Himmelstempel für eine gute Ernte und das Wohlergehen des Volkes zu beten. Danach zog er sich wieder in seine 890 Paläste in der verbotenen Stadt zurück. Nachdem wir den Park durchwandert hatten mussten wir leider feststellen, dass der Tempel schon geschlossen war. Aber gleich beim Eingang gab´s noch den Pearl Market in dem ich beim letzten Besuch in Peking schon ausgezeichnete Geschäfte gemacht hatte. Auch diesmal habe ich wie beim letzten Mal eine Levis 501 gekauft, die perfekt passte. Beim Preis hatte ich Schwierigkeiten zu Handeln, weil mir die überaus nette Verkäuferin keinen unverschämt hohen sondern völlig unerwartet von Haus aus einen relativ guten Preis von 19 Euro angeboten hat. Außerdem hat sie die Länge durch ihren Schneider sofort ändern lassen. Im Keller sind mehrere Restaurants untergebracht. Bei der Suche nach Nahrung stießen wir dabei auf den „WonTon King“, da konnte ich nicht mehr weitergehen. Mein Magen übernahm die Kontrolle über den restlichen Körper und gab erst Ruhe, nachdem ein Topf WonTon leergelöffelt war. Die Portion war ca. doppelt so groß wie in unserem Frühstückslokal und preislich mit umgerechnet 2,20 Euro unschlagbar günstig. Beim Verlassen des Pearl Market bog Günter plötzlich nach Osten ab und meinte er geht von hier zu Fuß zurück zum Hotel. Er sehe den Turm, den er vom Hotel aus auch sieht und kann sich orientieren. Ich ging mit Hubert weiter und begann zu überlegen. Schlussendlich stellten wir fest, dass das Hotel fast entgegengesetzt in der anderen Richtung lag. Da war Günter aber schon außer Sicht und da er kein Kommunikationsmittel bei sich trug, leider nicht über seinen Irrtum informierbar. Auf halben Weg ins Hotel befand sich ein Massagesalon und wir beschlossen, uns diesen anzusehen. Laut Navi waren es nur 1,7  Km aber meine Füße brannten nach einem Tag Sightseeing ganz ordentlich. Als wir den Salon gefunden hatten, wunderten wir uns über etwa 40 Personen beider Geschlechter im Eingangsbereich in Reih und Glied. Bei unserem Eintreten verbeugten sich gleichzeitig alle tief und riefen und riefen eine chinesische Willkommensformel. Wir glaubten wir wären im falschen Film gelandet. Unsere Gesichter müssen wirklich belämmert gewirkt haben, denn alle fingen an zu grinsen. Eine Managerin zeigte uns dann die Preisliste, worauf hin mein Gesicht wohl noch länger wurde. Der Preis war fast 10 mal so teuer wie beim letzten Mal. Das war uns eindeutig zu viel und wir winkten dankend ab. Zu Fuß machten wir uns auf die restlichen 1,5 Km zum Hotel. Wir schlenderten dabei durch oft fast leere Straßen und einer Gegend, die wir zuhause als „Glasscherbenviertel“ bezeichnen würden. Trotzdem fühlten wir uns niemals unsicher. Hubert machte sich große Sorgen um Günter, aber wir konnten ja gar nichts tun. So gingen wir einmal ein Bier trinken und wollten später nachsehen, ob Günter inzwischen heimgefunden hat. Nach zwei sorgenvollen Stunden hielten wir Nachschau im Zimmer und fanden Günter, der kurz zuvor gekommen war. Er hat bei der Wanderung in die falsche Richtung seinen „Turm“ irgendwann aus den Augen verloren und ist dann offenbar einen großen Bogen gegangen und schließlich in der Nähe der verbotenen Stadt wieder aufgetaucht. Nachdem er dann nochmals eine falsche Richtung ausprobierte, kam er schließlich ins Hotel zurück.