24.10.2018

24.10.2018 Als Erstes nach dem Morgenkaffee am Zimmer wollten wir zum Bahnhof um die Zugkarten von Yichang nach Shanghai Hongqiao zu kaufen. Also nahmen wir die U-Bahn der Linie 3 mit der wir direkt den Bahnhof Chongqing Nord erreichen konnten. Da das Stadtzentrum recht bergig ist, fährt die U-Bahn weite strecken oberirdisch. Am Bahnhof war es dann etwas knifflig, der jungen Schalterbeamtin klar zu machen, dass wir in 4 Tagen vom 600 km entfernten Yichang nach Shanghai wollten und gerne den Zug um 14:47 nehmen würden. Es musste eine Andere mit besseren Englischkenntnissen einspringen. Für diesen Zug gab es aber nur mehr Erste Klasse Tickets und so kostete uns diese fast 1.200 km lange Fahrt umgerechnet 80 €.


Direkt am Bahnhof nahmen wir in einem Lokal für Einheimische unser Frühstück. Mit Händen und Füßen versuchten wir eine Bestellung aufzugeben. Ein Chinese kam uns mit ein paar Brocken Englisch zu Hilfe. Schlussendlich bekamen wir dann genau das, was wir nicht wollten. Resigniert aßen wir davon die genießbaren Teile und waren am Ende trotzdem satt.
Im Internet fand ich einen Antik Markt und wir wollten uns das ansehen. Also wieder in die U-Bahn, einmal Umsteigen, und schon waren wir da. Antiquitäten gabs nur spärlich. Hauptsächlich wurden Second Hand Waren präsentiert.
Im Anschluss fuhren wir wieder zur Fressstraße (Food Street) und gönnten uns ein paar nette Dampfkrapfen sowie zuvor noch einen echten Kaffee. Es gibt dort ein Lavazzo Cafe, dort bekommt man zum Preis eines kompletten Mittagessens einen ganzen Kaffee.

Später holten wir im Hilton unser Gepäck und nahmen ein Taxi zum Chaotienamen Peer wo wir uns einschiffen mussten. Günter nahm das wörtlich und lehnte trotz hunderter vorbeiströmender Menschen gemütlich an einer Ecke und erleichterte sich. Hubert und ich hatten uns Gepäckträger engagiert, die sich mit unseren Koffern abmühten. Die Gepäckträger haben jeweils eine Bambusstange von etwa eineinhalb Meter und ein paar Stricke mit denen das Gepäck an die Stange gebunden wird. Natürlich könnten wir die Koffer einfach auf den Rollen nachziehen. Würden das alle machen, wäre den Trägern die Existenzgrundlage entzogen. So waren es hauptsächlich soziale Überlegungen, die uns bewegten 2 x 20 Yuan zu investieren. Das Einchecken verlief problemlos uns wir bezogen eine überraschend bequeme Kabine. Überhaupt machte das Schiff keinen „chinesischen“ Eindruck und wir freuten uns auf eine interessante Fahrt.

Schon vor dem Ablegen war ich beeindruckt von der Silhouette der Stadt. Beinahe jedes Hochhaus war beleuchtet und animiert. Manches Haus war eine einzige überdimensionale Videowall. Am Yangtse fuhren duzende bunt beleuchtete Restaurantschiffe auf und ab. Das bunte Treiben schlug mich in seinem Bann.

Kreuzfahrt am Yangtse Kiang

Beim Ablegen des Schiffes lief ich dann aufgeregt wie ein kleines Kind von Steuerbord nach Backbord und vom Bug zum Heck und wollte einfach nichts versäumen. Als später die Stadt und ihre beleuchteten Brücken hinter uns zurückblieben kam ich langsam zur Ruhe. Ich kochte einen Tee in unserer Kabine und machte es mir am Balkon mit einer Zigarre gemütlich. Etwas distanzierter sah ich zu, wie die dunkle Landschaft langsam an mir vorbeizog und beobachtete manches Schiff, das wir überholten. Dann, nachdem alle Spannung restlos abgefallen war, zeigte der anstrengende Tag seine Folgen und mich überkam bleierne Müdigkeit. Entspannt in der Koje überlegte ich noch, ob ich bei dem leisen Wummern des Schiffsdiesels überhaupt einschlafen würde. Ich glaube noch während ich diesen Gedanken zu Ende dachte, schlief ich tief und fest ein.