23.10.2018

23.10.2018 Normalerweise erwachte ich immer um ca. 6:00 morgens und brauchte keinen Wecker. Diesmal wurde ich durch die Türglocke um 8:30 geweckt. Hubert stand vor der Tür und wunderte sich, wo wir blieben.
Dann tranken wir noch gemütlich und gemeinsam eine Tasse Kaffee in unserem Zimmer und dackelten langsam los.


Unser Ziel war JieFangBei, das ist ein Denkmal für den Sieg über Japan im zweiten Weltkrieg (oder waren das die Amis, die Japan besiegt haben?). Das Denkmal jedenfalls ist umgeben von einer Fußgängerzone mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten nebst einer Foodstreet, einer Straße nur für die Gaumenfreuden. Taxifahrten sind gut und billig, aber jetzt wollten wir die U-Bahn einmal testen. 2 Yuan pro Person ist derselbe Tarif, den ich vor 10 Jahren in Peking noch bezahlt habe.
In der Fußgängerzone sahen wir bald, dass die Geschäfte nicht unbedingt unserer Zielgruppe entsprachen. Von Gucci bis Armani war alles vertreten. Wir wandten uns also der Foodstreet zu und fanden ein Lokal, in dem die WonTon Nudeln mit der Hand gefertigt wurden. Im Suppentopf kochte gutes Rindfleisch mit vielen Knochen. Bekannterweise ist die WonTon mein Lieblingsfrühstück. Und was soll ich noch sagen – sie schmeckte perfekt! Dermaßen gestärkt warfen wir uns ins Getümmel und zogen die Foodstreet gegen Westen. Es ist außergewöhnlich, das bunte Treiben zu beobachten. Klein - Restaurants reihten sich an Imbissstände und Garküchen. Ich glaube in ganz China gibt es keine Speise, die hier nicht

feilgeboten wurde. Der Duft von Gewürzen und den dampfenden Töpfen lag in der Luft, die erfüllt war von den lautstarken Werberufen der Köche. So schoben wir uns durch diese für Europäer so exotische Sphäre und genossen die Eindrücke. Am Ende der Essensstraße bogen wir hinunter in die parallel verlaufende Einkaufsstraße und folgten dieser wieder zurück, vorbei an den Luxustempeln der großen internationalen Marken. Nach einem kurzen Abstecher zum Fluss, zogen wir uns in unser Hotel zurück und erholten uns vom anstrengenden Marsch.


Am Abend gingen wir ins nahegelegene Hot-Pot-Restaurant und wollten diese Chongqing – Spezialität ausprobieren. Hubert und ich hatten schon einmal das Vergnügen einige Jahre zuvor mit unserem Freund Tony in Shenzhen. Damals unter der fachkundigen Anleitung von Tony, an diesem Tag umgeben vom hilfsbereiten Personal des Restaurants, von denen keine auch nur eine Silbe verstand, die wir von uns gaben.


Ein freundliches chinesisches Mädchen bemerkte die Misere und kam uns zu Hilfe. Mit ihrer Anleitung gelang es uns, eine Bestellung aufzugeben. Wir mussten uns weitgehend auf ihre Vorschläge verlassen und hofften auf das Beste. Der Hot-Pot ist eine große Schüssel, die auf einen Brenner in der Mitte des Tisches hinabgesenkt wird. Die Schüssel hat zwei abgegrenzte Bereiche: Einen mit sehr scharfer Suppe und einen mit Wasser und einigen Pflanzen. Der Brenner wurde angeworfen und bald kochte das Ganze. Man kann dann rohe Speisen hineinhalten oder reinwerfen und sie gar herausholen und verzehren. Ja, es ist quasi das chinesische Pendant zum Schweizer Fondue. Bei dieser Variante taucht man das Fleisch vor dem Verzehr noch in eine Schüssel mit Knoblauchöl und Unmengen an gehacktem Knoblauch. Als Erstes brachte man uns grauschwarze, raue, strukturierte flache Teile, die an irgendwelche Küchenfetzen erinnerten.
Das Mädchen erklärte uns, das es sich um Teile von Mägen oder Därmen handelte und wir sie nur 8 Sekunden eintauchen sollten. Todesmutig probierte ich das. Es war so zäh, dass ich fast nichts abbeißen konnte. Ich beschloss, mich eher den anderen Köstlichkeiten zuzuwenden. Egal was ich in die scharfe Suppe tauchte, danach durch das scharfe Öl mit Knoblauch zog, es schmeckte extrem würzig und scharf.

Nachdem wir uns genügend angepatzt hatten, zogen wir in unser „Absackbier – Stammlokal“ und genossen ein großes Duborg aus chinesischer Produktion. In gelöster Stimmung klang der Abend beim Erzählen alter Geschichten aus.