22.10.2018

Chongqing

22.10.2018
Meinem Bein ging es merklich besser – uff.
Nach dem Frühstück schnappten wir unsere Siebensachen und machten uns per Metro auf zum Bahnhof.

Langsam haben wir uns an das Leitsystem auf chinesischen Bahnhöfen gewöhnt und gingen zielstrebig zu unserem Bahnsteig. Aufgrund der gewaltigen Größe der Bahnhöfe und der Sicherheitskontrollen empfiehlt sich ein Zeitpolster von mindestens einer halben Stunde.


Da die Gegend schon kurz nach der Abfahrt bergig wurde, verlief die Fahrt zum großen Teil unterirdisch. Manchmal querte die Bahn nur eine schmale Schlucht, dann konnte man einen kurzen Blick auf herrlich vertraute Berglandschaften erhaschen. Sehr bedauerlich, dass man sich nicht eingehender diesen schönen Gegenden widmen kann.


Als wir uns dem Yangtse Tal näherten, wurde die Landschaft immer grüner und freundlicher. Ich war überrascht, hauptsächlich kleinbäuerliche Strukturen zu sehen. Fast nur Felder mit unter 1000 m² und überall immer wieder Menschen bei der händischen Feldarbeit.
Wir rasten an kleinen Dörfern vorbei, die einen heimeligen Charakter verströmten und zum Verweilen einluden. Ich stellte mir dazu noch die chinesische Offenherzigkeit und Gastfreundschaft vor und würde am liebsten mit dem Schlafsack am Buckel durch die Dörfer wandern.


Von Kolchosen oder industrieller Landwirtschaft weit und breit keine Spur. Auch diese Fahrt fühlte sich deutlich kürzer an, als die gut 5 Stunden, die sie dauerte. Am Zielbahnhof fand sich zwar keine U-Bahn aber ein erfreulich menschenleerer Taxistand. Da wir überhaupt nicht warten mussten, hatte ich keine Zeit, unser Fahrtziel für den Fahrer „aufzubereiten“. Wir wollten zum Hilton Hotel. Es ist sicher so bekannt, dass jeder Taxler es kennt. Aber es ist unmöglich, dass er versteht, dass wir dorthin wollen. Das Wort könnte im Chinesischen ganz gleich gesprochen werden und sich vielleicht nur in Nuancen von unserer Sprechweise unterscheiden, schon erkennt der Chinese die Bedeutung des Wortes nicht mehr. Auch die Buchungsbestätigung mit der Adresse und den Bildern des Hotels nutzte nicht. Während ich verzweifelt nach der chinesischen Schreibweise suchte, kamen die Polizisten schon von allen Seiten und versuchten zu helfen. Eine Polizistin war offenbar der englischen Sprache in Wort und Schrift mächtig und klärte den Taxler auf.
Wir fuhren los und ich war wieder einmal von der chinesischen Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gegenüber Fremden überrascht. Das kann nicht nur durch die Obrigkeit verordnet worden sein, das muss den Leuten hier in Fleisch und Blut stecken.

 

Blick aus dem 27.Stock im Hilton


Chongqing ist die größte Stadt der Welt. Flächenmäßig, weil sie ungefähr so groß wie Österreich ist, und weil sie ca. 33 Millionen Bewohner hat. Das Zentrum liegt am Zusammenfluss von Yangtse und Jialing.
Die Stadt hat recht beachtliche Höhenunterschiede und daher eine abwechslungsreiche Topologie. Daher gibt es entsprechend viele Brücken und sogar eine Seilbahn über den Yangtse.
Nach einer guten halben Stunde kamen wir direkt beim Hilton Chongqing an und checkten ein. Die Dame an der Rezeption war sehr freundlich und wir konnten uns sogar das Stockwerk aussuchen. Natürlich wollten wir hoch hinaus und bekamen unsere Zimmer im 27. Stock. Die Aussicht aus dieser Höhe ist atemberaubend und der Straßenlärm weit weg. Nachdem unser Zeugs im Zimmer verstaut war und die Unrast wiederaufkam, machten wir uns gleich wieder auf die Socken und fuhren in ein Einkaufszentrum. Die feilgebotene Ware interessierte uns wenig. Im Keller fanden wir wieder ein buntes Essenszentrum wie wir es liebten.
Ein riesiger Raum, im Zentrum viele Sitzgelegenheiten und rundum in lauter kleinen Ständen und Garküchen die besten Köstlichkeiten des Landes. Bei der Gelegenheit sei erwähnt, dass Chongqing bei fast allen 1,4 Milliarden Chinesen wegen seines guten Essens berühmt ist. Ein repräsentativer Querschnitt aller von uns befragten Einheimischen bestätigte uns das.
Wir wählten eine Küche mit großer Vielfalt und einem unschlagbaren Angebot: All you can eat für 12 Yuan (= 1,5 €). Das ist selbst für China billig. Am Buffet konnten wir aussuchen, was wir wollten. Für uns schmeckte alles sehr exotisch. Die Gewürze sind hier sehr intensiv. Es wird auch nicht mit scharfen Zutaten gespart. Alles in Allem ist es aber ein Geschmack, an den wir uns gut gewöhnen könnten.
In der Nähe des Hotels gönnten wir uns noch ein absacker-Bier in einem Gastgarten. Wir wunderten uns, wie angenehm das Sitzen im Freien um die Abendzeit und bei durchwachsenem Wetter war.